Die Sache mit der Impfung

Februar 2019 … zum ersten Mal soll in Magdeburg wieder eine Reitsportmesse stattfinden. Und wir dürfen Teil des Showprogramms sein! Eingeladen hatte uns dazu die VFD (Vereinigung Deutscher Freizeitreiter und -fahrer e.V.), worüber ich mich riesig freute.

Twister war fit und munter, sodass sein Trainingszustand kein Hindernis bilden sollte. Nur gegen Influenza war er derzeit nicht geimpft. Das kam daher, dass er im Vorjahr gleich mehrere Infekte durchstehen musste, welche eine ordentliche Impfung nach FN-Regelung unmöglich machten. Wer impft schon ein Tier (oder einen Menschen), das nicht ganz gesund ist?! Niemand! Deswegen war meine erste Frage an die Messeleitung die Forderung des Impfstatus‘. Man solle sich keine Sorgen machen… aha, eine „richtige“ Aussage gab es irgendwie nicht. Da Twister zu dem Zeitpunkt (etwa 3 Monate vor der Messe) aber erst wenige Wochen wirklich wieder gesund war, wollte ich seine Gesundheit nicht riskieren und beließ es dabei. Also erstmal keine Impfung.

Die Wochen strichen dahin und ich gab mein Bestes, Twister entsprechend auf den Showauftritt vorzubereiten. Jedoch – ihr könnt es euch schon denken – sollte kurz vor dem Messtermin meine Freude abrupt gebremst werden. Denn die Messeleitung hatte sich inzwischen mit dem Veterinäramt Magdeburg in Verbindung gesetzt, welches natürlich doch eine Influenza-Impfung nach FN forderte. Absolut ohne Ausnahme.

Ok, Twister musste also grundimmunisiert werden. Dafür benötigten wir laut Regelung 6 Wochen, um zumindest einen für die Messe akzeptablen Status vorzuweisen. Wir hatten aber nur noch 4 Wochen Zeit… ich besprach das Thema dennoch mit unserem Tierarzt, obwohl ich die Antwort schon kannte. Mein TA schlug mir aber vor, sich selbst mit dem Amt in Verbindung zu setzen und nochmal nachzuhaken bzw. einen anderen Vorschlag zu machen. Twister könnte doch zumindest die erste der drei erforderlichen Spritzen bekommen und dazu eine Gesundheitszeugnis vom Amtstierarzt. Nein, auch das wurde leider nicht akzeptiert. Und man könne (seitens Amt) auch gar nicht verstehen, wie man mit einem nicht geimpften Pferd zu einem solchen Event aufbrechen möchte. Das ginge ja gar nicht! … Ähm, doch eigentlich schon. Aber sei es, wie es sei. Der Auftritt war für uns also gestrichen (wie auch für andere Pferde, die dieselben Schwierigkeiten hatten).

Natürlich ärgerte ich mich sehr über diesen Verlauf der Dinge. Denn schließlich hatte ich das Thema rechtzeitig angefragt und es wäre genügend Zeit gewesen, Twister ordentlich zu impfen. Da die Forderung aber nicht klar war, wollte ich wegen seiner Krankheits-Vorgeschichte nicht auf Biegen und Brechen die Impfung erzwingen. Blöd gelaufen…

Aber warum ist das eigentlich so ein schwieriges Thema?

Die FN empfiehlt einen Plan für drei Hauptimpfungen.

Tetanus
Dient dem Schutz des Pferdes vor Wundstarrkrampf. Dagegen sollte je nach Wirkstoff alle zwei bis drei Jahre geimpft werden, was sogar im Tierschutzgesetz verankert ist und somit keinerlei Diskussion zulässt oder nötig macht. Punkt.

Influenza
Dient dem Schutz des Pferdes vor Influenza (vergleichbar mit Grippe). Nach der Grundimmunisierung sollen Turnierpferde halbjährlich, alle anderen Pferde jährlich nachgeimpft werden.
Hier meine Frage dazu: warum reicht es für „alle anderen“ Pferde jährlich aus und für Turnierpferde nicht? Alle Tierärzte bestätigen, dass der Wirkstoff sogar deutlich länger als ein Jahr die Einflüsse auf das Pferd abwehrt. Gut, Turnierpferde sind öfter wechselnden Bedingungen ausgesetzt, weil sie mehr mit fremden Pferden und fremden Umgebungen in Kontakt kommen. Aber warum sollte die Impfung nicht trotzdem genauso lange funktionieren?! Das beste Beispiel ist mein Twister! Er war bis Anfang 2018 halbjährlich durchgeimpft und hat sich dennoch zuhause (!) mehrere Infekte eingefangen. Also hat alle Impferei nichts geholfen. Ich finde also, dass auch bei Turnier- bzw. sagen wir mal „Eventpferden“ eine jährliche Influenza-Impfung völlig ausreichen würde. Von der Belastung des Körpers mal ganz abgesehen…

Herpes
Dient allen anderen Pferden in der Umgebung des „geimpften“ Pferdes als Schutz. Im Gegensatz zu den anderen Impfungen ist der Herpes-Schutz nämlich keiner, der die Abwehrkräfte des Pferdes stärkt, sondern das Ausscheiden von bereits vorhandenen Viren eindämmt. Dies ist keine verpflichtende Impfung seitens FN, eher als reine Empfehlung zu betrachten. Jeder Veranstalter – zumindest im Westernbereich; über alles andere kann ich nichts sagen – darf selbst festlegen, ob er für sein Event diese Impfung von den Teilnehmern fordert oder nicht.
Für mich ist das keine Option. Denn das funktioniert nämlich nur dann, wenn ausnahmslos alle Pferde eines Herdenverbands diese Impfung regelmäßig (also halbjährlich) erhalten. Da das aber ein recht teurer Spaß ist – die Herpes-Impfung kostet locker 2 bis 3-mal so viel, wie eine Influenza-Spritze – weigern sich viele Besitzer, ihre Pferde dieser Belastung auszusetzen. Nicht wenige Tiere reagieren auch noch auf die Nebenwirkungen der Herpes-Injektion… sei es mit Beulen an der Einstichstelle oder gar mit einem angegriffenen Nervensystem. Letzteres ist zwar der Extremfall, aber dennoch nicht auszuschließen.

Aktuell ist Twister wieder ordentlich gegen Influenza und natürlich Tetanus geschützt, was ich auch nach FN-Turniervorgabe so lange weiter umsetzen werde, wie Twister es aushält. Infekte sind in seinem Fall trotzdem nie auszuschließen.