2018 war das Jahr, in dem ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Fütterung“ beschäftigte. Nachdem Twister sich gleich drei schwere Infekte und diverse andere Kleinigkeiten einfing, die auf ein schwaches Immunsystem schließen ließen, musste sich zwingend etwas ändern.
Im alljährlichen Reiterlager der VFD lernte ich Gina von Allerley kennen und hörte mir interessiert ihren Vortrag zur gesunden Pferdefütterung und deren Einfluss auf den Gesundheitszustand des Pferdes an. Zum ersten Mal wurde mir so richtig bewusst, dass man mit Zusatzmittelchen nur wenig erreichen kann, wenn die Basis nicht stimmt. Die Basis – das sind Rauh- und Saftfutter, also Heu und Koppelgras. Diese beiden Dinge frisst das Pferd am allermeisten und in den wenigsten Fällen kennt man die genaue Zusammensetzung, oder? Weißt du denn eigentlich, wieviel Nährstoffe dein Pferd übers Heu und Gras aufnimmt? Und wieviel Kilogramm frisst es überhaupt davon? Wie hoch ist die Keimbelastung? Oder der Wurmbefall auf der Koppel? All diese Fragen beschäftigten mich nun.
Als erstes ließ ich Heu (Ernte 2018) im Labor analysieren. Das Ergebnis war katastrophal! Obwohl die Nährwerte soweit ok waren, zeigte sich die Keimbelastung so extrem hoch, dass das Labor stark dazu riet, den Bestand zu vernichten und neues Heu zu kaufen. Erinnert ihr euch an den Sommer 2018? Hitze und Trockenheit ohne Ende! Also gab es – wenn überhaupt – nur extrem teures Heu zu kaufen, was für uns absolut nicht realisierbar war. Somit musste ich, bzw. Twister, damit leben, dass es schlechtes Heu zu futtern gab… Einige Monate verkraftete er das auch ganz gut, aber später reagierte sein Körper mit starkem Kotwasser auf diese Geschichte.
Theoretisch hätte ich auch Boden- und Futterproben von den Weiden analysieren lassen können, aber der Aufwand erschien mir in dem Moment zu hoch, weswegen ich darauf verzichtete.
Zusatzfutter bekam Twister natürlich auch. Eingeweichte Luzernecobs, Leinkuchen, Mineralfutter und etwas für’s Immunsystem. Doch was machte das wirklich aus in seinem Körper? Wurden seine Bedarfe überhaupt gedeckt? Oder gab ich ihm gar zu viel? Eine Rechenlösung musste her! Kurzerhand programmierte ich mir eine recht aufwändige Tabelle zusammen, in der alle Nährwerte erfasst und mit Twisters eigentlichem Bedarf (laut Lehrbuch) verglichen wurden. Zumindest für die Zusatzfuttermittel funktionierte das recht gut, denn da kannte ich sehr genau die Mengen, die Twister zu sich nahm. Nach einer Schätzung unserer damaligen Stallchefin fraß er etwa 12 bis 15 Kilogramm Heu am Tag. Damit konnte man auch einigermaßen rechnen. Den Einfluss des Koppelgrases konnte ich jedoch nicht erfassen, also klammerte ich das aus.
Alles in allem war Twisters Fütterung schon ganz gut aufgestellt, auch wenn die Berechnung letztendlich auch nur eine Schätzung war. Ein paar Kleinigkeiten änderte ich hier und da am Zusatzfutter… den Faktor „Heu“ konnte ich erstmal nicht ändern. Doch je mehr Zeit verstrich und Twisters Kotwasser im schlimmer wurde, obwohl ich mit gleich mehreren Präparaten versuchte, dagegen anzusteuern, umso stärker wurde der Gedanke, dass er anderes Heu bekommen MUSS. Die einzige Lösung dafür war ein Umzug in einen anderen Stall, wo die Heu- und Weidequalität besser war. Aufgrund von Twisters Sehnenschaden war das jedoch nicht sofort umsetzbar. Erst Anfang August 2019 war es so weit!
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber das Kotwasser wurde schlagartig weniger und bereits nach 2 Wochen war es dann ganz verschwunden. Ein tolles Zeichen!
Eine genaue Heuanalyse habe ich im neuen Stall bisher nicht durchführen lassen, aber das werde ich noch. Da ich aberden Prozess kenne, wie dieses Heu hergestellt wird, bin ich guter Dinge. Auch das Weidemanagement ist hier deutlich besser. Die Koppeln werden jeden Tag komplett von Pferdeäppeln gesäubert und Pflanzen, die auf Pferdekoppeln nichts zu suchen haben, werden schnell und akribisch entfernt.
Mein bisheriges Fazit? Schaut euch immer auch Heu und Koppeln an, wenn ihr über die Fütterung eurer Pferde nachdenkt!