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Vor einiger Zeit durfte ich mir von meiner Freundin Isabel einen Equizaum zum Testen ausleihen. Insgesamt 4 verschiedene Funktionen habe ich mit Twister ausprobiert, deren Ergebnis ich euch heute hier mitteilen möchte. Dieser Bericht spiegelt meine ganz persönliche Meinung wieder. Nur weil ich bestimmte Punkte gut oder nicht gut finde, heißt das nicht, dass das grundsätzlich immer der Fall ist. Wenn ihr überlegt, euch einen Equizaum anzuschaffen, solltet ihr ihn am besten selbst ausprobieren.
Vorab-Fazit: ich werde keinen eigenen Equizaum kaufen.
Allgemeines
(Bewertung: 4 von 5)
Der Zaum war in der Größe „Vollblut“ gefertigt und mit Polstern aus Sympanova inkl. Nasenbogen ausgestattet. Die Passform und Verarbeitung war absolut hervorragend. Im Online-Shop des Herstellers www.equimero.de kann man den Zaum individuell in Farbe und Größe zusammen stellen, sodass es bei der Passform keine grundsätzlichen Probleme geben sollte. Der Preis beginnt bei 159€ und kann je nach Ausstattung und Zubehör bis auf über 350€ hochschnellen. Zur Preispolitik möchte ich mich hier nicht äußern, denn auch wenn die Materialien im Einkauf günstig sein können, sollte man auch die Entwicklungsarbeit, die in einem solchen Produkt steckt, wertschätzen.
Funktion 1 – Reiten mit Gebiss
(Bewertung: 3 von 5)
Hier sehe ich an Twisters Reaktion auf diesen Zaum absolut keinen Unterschied zu anderen Kopfstücken, denn entscheidend ist das Gebiss, das im Maul des Pferdes liegt. Durch die vielen Verstellmöglichkeiten des Equizaums ist es kein Problem, das Gebiss in die richtige Position zu bringen. Jedoch kann es passieren, dass – wenn die Gebissringe zu groß sind – die Ringe am dicken Nasenteil des Zaums bzw. den dort befestigten Sidepull-Ringen hängen bleiben und man nicht mehr weich aufs Pferdemaul einwirken kann. Nicht jedes Gebiss, das gut vom Pferd angenommen wird, gibt es mit unterschiedlich großen Ringen, sodass der häufig gelesene Tipp „Kauf ein Gebiss mit kleineren Ringen“ wenig hilfreich ist.
Funktion 2 – Reiten ohne Gebiss, Sidepull
(Bewertung: 1 von 5)
Twister ist ein Pferd, was sich seit vielen Jahren sehr gut gebisslos reiten lässt. Ob Bosal, Sidepull oder LG-Zaum – nie hatte ich bisher ernsthafte Probleme. Nicht so mit dem Equizaum. Das Nasenteil mit dem Sympanova-Polster ist leider so dick und schwammig, dass Twister kaum Hilfen der Reiterhand zulässt. Er lehnt sich drauf und reagiert kaum. Böse Zungen könnten behaupten, dass er einfach stumpf sei, aber diese These lasse ich nicht gelten. Twister reagiert sehr fein auf Gewichts-, Schenkel und auch Zügelhilfen, wobei letztere am wenigsten zum Einsatz kommen. Dennoch war es mir mit dem Equizaum-Sidepull kaum möglich, mein Pferd ordentlich zu stellen. Im Gelände hat die Bremse so gut wie gar nicht funktioniert, was wirklich gefährlich werden konnte. Deshalb ist diese Funktion für uns leider ungeeignet.
Funktion 3 – Kappzaum, Longieren an einfacher Longe
(Bewertung: 2 von 5)
Hier stellte sich schnell heraus, dass wir dasselbe Problem haben: Twister nimmt die Hilfen über das dicke, schwammige Nasenpolster nicht an. Longieren konnte ich ihn dennoch ganz gut, da ich ihn über die Jahre am Kappzaum auf Stimm- und Körpersignale trainiert habe und wir selten ein Signal über die Longe brauchen. Das Stellen hat jedoch auch hier fast gar nicht geklappt.
Immerhin ist der Zaum durch den eingebauten Nasenbogen auch bei stärkerer Einwirkung meinerseits nicht verrutscht.
Funktion 4 – Longieren mit Doppellonge
(Bewertung: 1 von 5)
Diese Funktion hat mich leider am allermeisten enttäuscht. Ich longiere wirklich gern gebisslos, vor allem weil Twister es einfach super toll macht. Also wollte ich natürlich auch jetzt ohne Gebiss arbeiten. Jedoch musste ich sofort feststellen, dass der Karabiner der Doppellonge (ebenfalls aus dem Hause Equimero) nicht durch die Sidepullringe des Equizaums passt. Auf Nachfrage in der Facebook-Hilfe-Gruppe bekam ich vom Hersteller die Antwort, ich solle einen zusätzlichen, größeren Karabiner am Sidepullring befestigen und die Longe dort durchziehen. Diese Lösung empfinde ich als wenig sinnvoll (für mein Pferd), da das Signal von der Longe noch mehr aufgeweicht wird. So ein Karabiner bringt wieder mehr Bewegung an den Zaum. Andere Gruppen-Mitglieder rieten mir, die Longe von hinten einzufädeln – im Klartext: knapp 8 Meter Longe durchziehen, bis alles richtig sitzt. Puh! Somit würden sich die Handwechsel noch mehr in die Länge ziehen und mein Pferd bräuchte noch mehr Geduld mit mir. Dennoch wollte ich diesen zweiten Vorschlag ausprobieren.
Mit etwas Übung geht das Einfädeln bestimmt gut vonstatten, dennoch hat es mich erstmal etwas genervt. Das Longieren habe ich dann bereits nach wenigen Runden im Schritt und Trab abgebrochen, weil sich noch ein anderes Problem zeigte: die Backenstücke des Equizaums fingen an, herum zu schlackern, wurden also locker. Das führte wiederum dazu, dass das gesamte Genickstück nach hinten rutschte. Ich habe mir Hilfe am Stall dazu geholt von einer Dame, die ebenfalls einen Equizaum besitzt. Sie hat nochmal meine Verschnallung kontrolliert. Nicht zu fest und nicht zu locker. Ich hätte gedacht, dass evtl. das Nasenteil zu locker sitzt und sich somit nach oben verschiebt, wenn Zug auf die Doppellonge kommt. Damit hätten sich die lockeren Backenstücke erklären lassen. Dem war aber nicht so. Die Dame meinte, ich hätte das schon zu fest, sie würde sogar lockerer schnallen. Aber das verstärkte das Problem nur noch mehr.
Somit ist für mich das Longieren an der Doppellonge mit Equizaum nicht möglich.
Fazit
gesamt: 11 von 25
Wie bereits erwähnt, werde ich mir keinen eigenen Equizaum zulegen. Es gibt einfach zu viele wichtige Punkte, die für mich und mein Pferd nicht gut funktionieren.
- Gebissringe bleiben unter Umständen an Sidepullringen hängen
- Twister lässt sich über das (für uns zu schwammige) Nasenpolster nicht kontrollieren, stellen oder bremsen
- Doppellonge vom gleichen Hersteller kann nicht einwandfrei ohne Gebiss an diesem Zaum verwendet werden
- Arbeit mit der Doppellonge ohne Gebiss führt dazu, dass der Zaum verrutscht
Das ist alles in allem recht ernüchternd, dennoch möchte ich an dieser Stelle nochmal betonen, dass dieses Testergebnis nicht grundsätzlich für alle Pferde gilt!